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PDT mit simuliertem Tageslicht

Aufgrund unserer alternden Gesellschaft und einem Freizeitverhalten mit übermäßiger Sonnenexposition entwickelt inzwischen schon jeder zehnte Europäer über 40 Jahren eine Frühform des hellen Hautkrebses, sogenannte aktinische Keratosen. Besonders hellhäutige Menschen sind betroffen. Hierbei handelt es sich um hartnäckige meist rötliche, scharf begrenzte zunächst schuppige, in fortgeschritteneren Stadien dann krustige Stellen an Stirn, Wangen, Lippen, Ohren, Decollete und Handrücken, also an Hautstellen, die der Sonne bei Aktivitäten im Freien besonders ausgesetzt sind. Meist erst Jahrzehnte nach intensiver Sonnenbestrahlung ruft das UV-Licht zunächst nur in den oberflächlichen Hautzellen eine genetische Veränderung hervor (Mutation im tumorunterdrückenden Gen p53). Studien belegen aber, dass sich im Laufe der Jahre rund 10% der aktinischen Keratosen zu hellem Hautkrebs umwandeln. Die ungebremst verhornenden Tumorzellen wachsen dann auch in die Tiefe oder streuen sogar. Leitliniengerecht sollte daher jede aktinische Keratose frühzeitig behandelt werden.

Die photodynamische Therapie (PDT) mit simuliertem Tageslicht stellt eine der wirksamsten und nebenwirkungsärmsten Therapieoptionen dar, um die Vorstufen des hellen Hautkrebses großflächig, schmerzarm, gut verträglich und dauerhaft zu beseitigen. Hierbei spielt die Auswahl der Lichtquelle für den Therapieverlauf eine entscheidende Rolle. Während nämlich die PDT anfangs noch mit rotem Licht durchführt wurde und aufgrund der raschen Freisetzung zellschädigender Substanzen mit stärkeren Schmerzen verbunden war, ist die PDT mit Tageslicht äußerst schmerzarm. Theoretisch wäre es daher möglich, Patienten nach der Vorbereitung und dem Auftragen des Lichtsensibilisators für einige Stunden dem natürlichen Sonnenlicht auszusetzen. Der Erfolg dieser gut verträglichen Tageslicht-PDT ist aber abhängig von der geographischen Lage, der Temperatur, der Jahres- und Tageszeit sowie dem aktuellen Wetter. Hierdurch ist diese Therapievariante nicht standardisiert und im Jahresverlauf aufgrund der meteorologischen Bedingungen nur begrenzt durchführbar. Ein weiterer Nachteil ist die fehlende Kontrolle, denn die Patienten sind während der Behandlung nicht unter der Kontrolle eines Hautarztes und setzen sich unnötigerweise erneut UV-Strahlen aus. Aufgrund der Fortschritte in der LED-Technik stehen uns aber nun spezielle Geräte zur Verfügung, die das natürliche Tageslicht simulieren, und daher eine schmerzarme, zielgerichtete und kontrollierbare Bestrahlung der aktinischen Keratosen ohne schädigende UV-Strahlung ermöglichen.

Anwendungsgebiete

Die PDT mit simuliertem Tageslicht eignet sich hervorragend zur Behandlung aktinischer Keratosen an Gesicht, Handrücken und Dekolleté u.a. auch bei großflächigem Befall („Feldkanzerisierung“). Als flächendeckende Therapie bezieht sie auch mit bloßem Auge unsichtbare Schäden mit ein und beugt daher der Entstehung weiterer Hautkrebsvorstufen vor.

Auch bei fortgeschritteren Hautkrebsfällen, die sich wegen möglicher krankheitsbedingter Morbidität und/oder schlechter kosmetischer Ergebnisse nicht für eine chirurgische Behandlung eignen, kommt evtl. eine PDT als Behandlungsalternative in Betracht.

Neben der therapeutischen Wirksamkeit hat die PDT durch die Stimulierung der Kollagenbildung auch einen hautverjüngenden kosmetischen Effekt, der in Arealen mit chronischen Lichtschäden wie Gesicht, Handrücken und Dekolleté genutzt werden kann.

Wirkungsweise

Durch die kombinierte Anwendung der photosensibilisierenden Substanz 5-Aminolävulinsäure in Gelform und simuliertem Tageslicht werden die Tumorzellen in der Oberhaut selektiv zerstört, während das gesunde umliegende Gewebe verschont bleibt. Der Lichtsensibilisator wird von den Tumorzellen aufgrund Ihres erhöhten Stoffwechsels zehnmal stärker aufgenommen als von gesunden Hautzellen. Durch die anschließende Therapie mit simuliertem Tageslicht entstehen durch den Photosensibilisator zellschädigende Stoffe (Sauerstoffradikale), welche die Tumorzellen gezielt und hocheffizient zerstören ohne die gesunde Haut zu beeinträchtigen.

Vorbehandlung

Für das Lichtsensibilisator-Gel Ameluz erhalten Sie von uns vorab in der Praxis oder per Post ein Rezept, welches Sie in Ihrer Apotheke einlösen können. Bringen Sie bitte das Gel zu Ihrem Termin in die Praxis mit.

Behandlung

Zunächst werden die betroffenen Stellen mit einem Alkoholtupfer gereinigt und entfettet und dann von Schuppen und Krusten befreit. Da Studien gezeigt haben, dass durch eine Vorbehandlung der betroffenen Hautareale mit einem fraktionalen Laser die besten Ansprechraten erzielt werden können, lasern wir zunächst in regelmäßigen Abständen winzig kleine oberflächliche Löcher in die Hornhaut. Über diese Kanäle kann der Photosensibilisator besser in die oberflächlichen Hautschichten eindringen. Anschließend wird das Gel flächenhaft auf die betroffenen Stellen aufgetragen und muss für eineinhalb Stunden unter einer Folie einwirken. Am Ende der Behandlung wird die Haut 35 Minuten lang in einem Behandlungsraum mit einer speziell dafür entwickelten Tageslicht-LED-Leuchte belichtet. In dieser Zeit wird eine Lichtdosis appliziert, die einer Bestrahlung von zwei Stunden unter äquatorialer Sonne entspricht, ohne Sie mit UV-Licht zu belasten. Da die Behandlung zunächst mit blauem Licht beginnt, welches eine niedrige Eindringtiefe hat, gefolgt von gelbem mit mittlerer Eindringtiefe und abschließend rotem Licht mit hoher Eindringtiefe, ist die Behandlung schmerzarm, weil im Gegensatz zu einer der konventionellen PDT-Behandlung nur mit Rotlicht nicht alle Hautschichten zeitgleich behandelt werden und dadurch die zellschädigenden Substanzen nur in kleinen Dosen sehr langsam aufgebaut werden. Aufgrund der flexiblen Ausführung der LED-Panels können wir die Belichtungsflächen exakt an Ihre Kopfform anpassen und meist alle aktinischen Keratosen am Kopf in nur einer Belichtungssitzung behandeln. Desweiteren benötigen Sie während der Bestrahlung keine Schutzbrille und können während der kompletten Behandlung lesen oder auch Musik hören.

Nachbehandlung

Achten Sie darauf, die behandelten Hautstellen mindestens 48 Stunden nach der Behandlung z.B. durch das Tragen einer geeigneten Kopfbedeckung oder das Auftragen einer Lichtschutzcreme mit dem Faktor 50 vor Sonneneinstrahlung zu schützen.

Nach der Behandlung beginnt der Wundheilungsprozess. Die zerstörten Zellen werden durch neue, gesunde Hautzellen ersetzt. In den ersten Tagen kann es daher zu Rötungen, Brennen, Juckreiz, Schwellungen, Schuppen- und Krustenbildung kommen, die in der Regel nach einigen Tagen in Ausnahmefällen erst nach zwei Wochen abheilen. Cremen Sie daher die Haut in den ersten Tagen regelmäßig mit der Wund- und Heilsalbe (Cicalfate Creme) ein, die Sie in unserer Praxis erwerben können.

Behandlungsergebnis

Die Anzahl der Behandlungen hängt von der Stärke und Fläche des aktinischen Hautschadens ab. In der Regel wird zunächst eine Behandlung durchgeführt. In einem Zeitraum von drei Monaten wird dann der Behandlungserfolg sichtbar. Sollten sich danach noch erkrankte Hautareale zeigen, wird gezielt eine weitere Behandlung durchgeführt. Diese erfolgt frühestens nach 3 bis 6 Monaten. Wir empfehlen grundsätzlich eine jährliche Nachkontrolle. Im Falle von Hautveränderungen, die durch die PDT mit simuliertem Tageslicht nicht verschwinden, sind die Tumorzellen evtl. schon zu tief für die Behandlung eingedrungen und sollten daher ggf. operativ entfernt werden.

Risiken und Nebenwirkungen

Die PDT mit simuliertem Tageslicht ist weitgehend schmerzfrei, führt aber am Folgetag meist zu einer sonnenbrandähnlichen Rötung, Schwellung und gegebenenfalls auch Krustenbildung. Diese Entzündungsreaktion, die meist innerhalb von einer Woche abklingt, ist ausdrücklich erwünscht, da sich dadurch Ihre oberflächlichen Hautkrebsvorstufen ablösen. Ihr Ausmaß hängt daher stark davon ab, wie flächenhaft und fortgeschritten der Befall mit aktinischen Keratosen bei Ihnen schon ist. Dabei entstehen in der Regel keine Narben oder Flecken. Im Gegenteil wird Ihre Haut sogar jünger und frischer aussehen. Sehr seltene unerwünschte Nebenwirkungen sind Hyperpigmentierungen (Braunfärbung) und Hypopigmentierung (Aufhellung).

Gegenanzeigen

Ameluz darf nicht bei Patienten angewendet werden, die überempfindlich (allergisch) sind gegen 5-Aminolävulinsäure, Porphyrine, Soja oder Erdnüsse oder einen der sonstigen Bestandteile (Natriumbenzoat, Phosphatidylcholin oder Propylenglykol) sind, an einer Störung der Bildung von Blutpigment leiden, die als Porphyrie bezeichnet wird, oder Sie an anderen Hautkrankheiten leiden, die durch Sonnenlicht verursacht oder verschlimmert werden. Außerdem wird eine Anwendung von Ameluz nicht empfohlen, wenn Sie mit Immunsuppressiva behandelt werden oder auf Hautbereichen, die andere Erkrankungen oder Tätowierungen aufweisen, da dies den Erfolg der Behandlung beeinträchtigen kann. Aufgrund unzureichender Erfahrungen wird die Anwendung von Ameluz während der Schwangerschaft nicht empfohlen. Informieren Sie uns bitte, wenn Sie Medikamente einnehmen, welche die Lichtempfindlichkeit erhöhen, wie Johanniskraut-Präparate, Griseofulvin, Thiazide, Glibenclamid oder Glimepirid, Phenothiazin und bestimmte Antibiotika wie Doxycyclin, Tetrazyklin, Ciprofloxacin oder Norfloxacin.

Kostenübernahme

Aktuell werden die Kosten für dieses Verfahren leider nur von den privaten Krankenkassen, nicht aber von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Seit 2015 sind aktinische Keratosen in Deutschland aber auch als Berufskrankheit anerkannt, wenn arbeitsbedingt ein deutlich höheres Erkrankungsrisiko als bei der übrigen Bevölkerung vorliegt wie z.B. im Baugewerbe oder in der Land- und Forstwirtschaft. Wird die Behandlung durch die Berufsgenossenschaft übernommen, besteht für den Patienten ein lebenslanges Anrecht auf Übernahme der Behandlungskosten. Wenn Sie also über mindestens 20 Jahre lang in Ihrem Beruf mehr als vier Stunden pro Tag der Sonne ausgesetzt waren, können wir bei Ihrer Berufsgenossenschaft einen Antrag auf Anerkennung einer Berufserkrankung und damit auf die Übernahme der Kosten für die Behandlung stellen. Die genauen Kosten der Behandlung hängen von der Art und Ausdehnung der Hauterkrankung ab und können in einem individuellen Behandlungsgespräch geklärt werden.